Staatsdienst

„Zum letzten Mal, Brenner: Sie werden den Senator nicht mehr belästigen! Halten sie sich von seinem Haus, seiner Frau und vor allem seinen Angelegenheiten fern! Ist das klar?!“ Das Gesicht meines Vorgesetzten hatte wieder diese unnachahmlich purpurne Tönung angenommen. Ich murmelte „ja“ und blickte betreten zu Boden. Er wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn und sah mich durchdringend an. „Ihre Karriere steht an einem Scheideweg. Seien sie kein Dummkopf. Und jetzt raus!“ Ich nahm meinen Hut und verließ schweigend sein Büro. Vor der Tür erwartete mich bereits mein Assistent Rudolf. „Und? Was hat er gesagt?“, rief er enthusiastisch? Ich blickte ihn an. Hatte er wirklich nichts hören können durch die dicke Eichentür? „Er will, dass wir… diskret in der Sache bleiben. Hol mir noch einmal die Akte des Senators. Und sorg dafür, dass die Fotos entwickelt werden. Heute noch!“ Ich zog meine Pistole aus dem Holster und überprüfte sie. Neun Jahre und noch nicht einmal musste ich schießen. Wäre es heute soweit?

In den 1920ern blühen sowohl Verbrechen als auch die Kriminalistik auf und der Polizeidienst sowie das Militär erleben einen großen Umschwung. Während die Polizeistellen massiv ausgebaut wurden, müssen die Soldaten nach dem Ende des großen Krieges vielerorts aufgelöst oder komplett neu organisiert werden. Die Verträge mit den Siegerländern lassen den Truppen nicht viel Spielraum. Gerade deswegen haben viele Soldatinnen und Soldaten ungewöhnlich viel Freiraum. Im Innenland ist es der Bevölkerung gleich, ob die Uniform einer Person die der Polizei oder einer anderen Behörde ist. Wer vor Ort ist, kann auch helfen. Und die Lage ist schlimm: Hunger, Korruption, Ungleichheit, Kriegstrauma. Deine größte Stärke dabei ist natürlich der Apparat im Hintergrund: Akten, Informationen, Material, Waffen – du kannst auf einen Fundus und Personal zurückgreifen, der anderen vorenthalten ist.

Anregung:

Gibt es einen bestimmten Fall, der dich schon lange beschäftigt? Welche Beziehung hast du zu den restlichen Kolleginnen und Kollegen? Arbeitest du allein oder im Team? Und welchen Druck hast du von oben?

Offensichtlich hast du jedenfalls schon einen spektakulären Fall lösen können. Möglicherweise baumelt an deiner Brust eine Auszeichnung deswegen? Oder kam das damals gar nicht so gut an wie erhofft?